Wir sind alle Generation Y!
Schon länger beschäftigt mich dieser Gedanke. Endlich kann ich ihn loswerden. Inspiriert wurde ich dabei vor allem durch den ausgezeichneten Vortrag von Professor Dr. Peter Kruse im Rahmen der Zukunft Personal in Köln vor ein paar Wochen. Nachzuschauen hier (die 60 Minuten lohnen sich!).
Zur Erinnerung oder Auffrischung hier eine Auflistung der Generationen-Cluster. Quelle ist Wikipedia. Wobei die Generation X z.Bsp. in der deutschen Version noch nicht genannt wird…
- 1940-1950: die 68er – benannt nach der Studentenbewegung Ende 1960
- 1955 – 1969: die Babyboomers: (je nach Land/Kontinent in unterschiedlicher Ausprägung)
- Anfang 1960 – bis Anfang 1980: Generation X
- Ab ca. 1985: Generation Y (auch Millennials oder Digital Natives). Teenager um die Jahrtausendwende.
- Ab Ende 1990 ff: Generation Z
Es gibt keine eindeutige Trennschärfe und einiges an Überschneidungen zwischen den Generationen und ihren Geburtsjahren. Entsprechend gibt es viel Raum für Interpretation und keinen klaren Konsens. Aber das soll nicht Inhalt dieser Zeilen sein.
Seit Jahren lese ich Studien zu Verhaltensweisen und Vorstellung der Generation Y an Arbeitgeber. Insbesondere nennen möchte ich diese kleine Auswahl:
a) Infografik „Absolventa“: hier
b) Studie «HR Today»: hier
c) «Mc’Donalds» Jugenstudie DE: hier
Immer wieder stelle ich fest, dass ich die Aussagen mit einem leichten Kopfschütteln entgegennehme. Was, um Himmels Willen, soll an diesen Erkenntnissen so besonders und neu sein?
Fassen wir die wichtigsten Elemente zusammen:
Die Gen Y will
- Transparenz, Authentizität
- Einen Chef als Vorbild
- Flexibilität/Work-Life-Balance
- Passende Rahmenbedingungen (KiTa etc. )
- Nachhaltigkeit/Sinn/Erfüllung
- Spass
- Teamorientiertheit
- Sicherheit/Entwicklungsmöglichkeiten
- Resultate erzielen/sich einbringen können.
Kurzum: Sie wollen all das, was ich immer wollte und heute noch will. Und genau darum habe ich meine eigene Firma gebastelt. Die bietet mir das alles… 😉
Also. Das klingt für mich alles logisch und plausibel. Nur weil ich nicht Digitales mit der Muttermilch aufgesogen habe, heisst das nicht, dass ich nicht ähnliche oder gleiche Bedürfnisse haben kann. Dabei bin ich ein klassischer Sprössling der Generation X.
Exkurs für Insider: ich hatte mal eine LP (das sind schwarze runde Dinger aus Vinyl, die, im richtigen Gerät genutzt, Musik abspielen!) einer Band mit selbigem Namen (richtig: Billy Idol war Leadsänger bei Generation X vor seiner Solo-Karriere. Hier reinhören ->
Gesellschaftlicher Wandel und technologischer Fortschritt prägen jede Generation. Inhaltlich sind die aus den Umfragen um die GenY gewonnenen Erkenntnisse nichts anderes als eine logische Konsequenz der heutigen Möglichkeiten und Muster. Mag es daran liegen, dass wir unsere einstigen Wünsche potentiellen Arbeitgebern gar nicht erst kommuniziert hatten, aus Angst einen Arbeitsplatz nicht erhalten zu können? War es schlichtweg nicht opportun, seine Erwartungen (oder Hoffnungen) derart klar zu kommunizieren? Waren wir derart leicht zu kriegen? Sind das die Unterschiede zwischen Arbeitgeber- und Arbeitnehmermarkt?
Interessanterweise gibt es auch gegenläufige Meinungen und Studien: die Generation Y ist gar nicht nur locker drauf, selbstbestimmt und wählt mal eben das, auf was sie Bock hat. Nein – es gibt durchaus einen Neo-Konservatismus festzustellen. (Arbeitsplatz-) Sicherheit als oberstes Gebot. Nachzulesen z.Bsp. in der Zeit: hier oder auch im Magazin von Accenture hier.
Auch Prof. Kruse kommt in seiner empirischen Analyse zum Schluss, dass es v.a. zwei wesentliche Ausprägungen in der Generation Y gibt. Die sicherheitsbedachten Karrieristen und die selbstbestimmten Sich-Verwirklicher. Diese Wortkreationen sind Eigengeschöpfe, sollen aber sinnbildlich sein.
Nun, der Markt spielt. Da hat der demografische Wandel doch auch sein Gutes: Arbeitgeber müssen sich grundlegende Gedanken machen, wenn und wie Sie weiterhin die passenden Talente finden wollen. Egal ob junge oder alte. Sie müssen sich dem Wandel anpassen, agiler und flexibler werden, wollen sie langfristig erfolgreich sein. Und nachhaltiger Erfolg führt IMMER über die richtigen Menschen. Ob wohl erst die Managergeneration der Baby Boomers durch fortschrittliche Generation Xler oder Digital Natives abgelöst werden muss, bis diese Fakten erkannt werden?
In diesem Sinne – uf Wiederläse!
Sie sprechen mir aus der Seele. bei einer Konferenz in Wien nahm ich an einem spannenden Experiment teil. Die Teilnehmer wurden aufgefordert sich nach bestimmten Eigenschaften für eine neue Sitzordnung im Raum zu verteilen. Es wurden 4 Gruppen daraus und ich hätte eigentlich in jeder sitzen können. Später stellte sich heraus, dass ich als 1965 Geborener in der Generation-Y Ecke saß, obwohl ich das gepflegte «Sie» im Grunde meines Herzens bevorzuge.
Ein Anderer Vortrag als der von Prof. Kruse auf der ZP13 erregte meine Aufmerksamkeit. Darin ging es um eine Studie in der sowohl 700 Schulabgänger, als auch 400 Azubi-Verantwortliche befragt wurden. Meine Konklusio war, dass die GenY & GenZ ein logisches Ergebnis der Wünsche von uns Babyboomern ist.
Das einzig Fixe an all diesen Versuchen Generationen zu Schubladisieren ist. Wir Menschen entwickeln uns und das freut mich sehr 😉
Vielen Dank für Ihr Feedback. Es freut mich zu lesen, dass ich nicht der einzige bin, der so denkt. Mit dem kleinen Unterschied, dass ich wohl ein Babyboomer (oder doch eher GenX?) bin, der das spontane «Du» bevorzugt. Womit nochmals eine neue Ecke eröffnet werden müsste in Ihrem Versuchsraum. Und mit der Konklusio stimme ich absolut überein!
Viele Grüsse
Michel
Bin ja flexibel und komme um das gepflegte Du spätestens seit facebook nicht mehr herum. Bin der MiSha … Michel 😉
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