Employer Branding: 5 Tipps für CEOs
Chefs haben nicht viel Zeit. Darum gibt es keine lange Einleitung. Der Titel ist selbsterklärend. Bitte entsprechenden Personen weiterleiten, danke!
1. Anerkennen Sie den Paradigmenwechsel
Vielleicht ist es nicht bis zu Ihnen durchgedrungen. Das kann durchaus sein, schliesslich wird Ihre Agenda bestimmt von vielen dringlichen und wichtigen Themen. Und nachhaltige Personalplanung gehört vermutlich (noch) nicht zu den Top 5 Themen dazu. Falls Sie diese Zeilen lesen, bitte ich Sie, trotzdem Folgendes zu verinnerlichen:
- Die zunehmende Digitalisierung findet auch im Recruiting statt und betrifft Ihr Unternehmen auf jeden Fall .
- Der Fachkräftemangel macht ziemlich sicher auch vor Ihrem Unternehmen keinen halt.
- Die demografische Veränderung kennt keinen Rückwärtsgang.
- Immer mehr Firmen reissen sich um die eher weniger werdenden Talente. Kleine Firmen können dabei genau so attraktiv sein wie grosse. Unbekannte so spannend wie bekannte.
- Nicht nur Unternehmen stellen Anforderungen an Kandidaten. Das geschieht auch umgekehrt. Und das ist neu. Dieser Herausforderung muss sich Ihre Firma stellen.
2. Übernehmen Sie die Verantwortung
Die Talente von heute sind die Führungskräfte von morgen. Das ist Ihnen bewusst. Das war schon immer so. Und im Idealfall ist das keine Floskel. Sorgen Sie dafür, dass Ihr Nachfolger die besten Mitarbeiter zur Verfügung hat. Sie ermöglichen Ihrer Firma eine nachhaltige Existenzberechtigung. Dies ist nicht die Verantwortung von HR oder Unternehmensentwicklung. Das ist die Ihrige. Wenn die Firma Ihnen gehörte, würden Sie dies zweifellos tun. Fragen Sie sich, weshalb Menschen für Ihr Unternehmen arbeiten sollen. Dieser Frage kommt mehr Bedeutung zu als früher. Machen Sie Recruiting zur Chefsache!
3. Empowerment: befähigen Sie andere
Natürlich werden Sie nicht selber rekrutieren. Obwohl: die Allianz zeigt eindrücklich, wie das Thema auch im Top-Management eines Grosskonzerns angekommen ist. Befähigen Sie die richtigen Mitarbeiter, sich ganzheitliche Gedanken zum Thema zu machen. Egal, ob im HR, Marketing, Unternehmenskommunikation oder einer sonstigen Stabstelle. Die Gewählten sollen unternehmerisch denken und befugt sein, Gelerntes zu hinterfragen und zu ändern. Und sie sollen auf Ihre Unterstützung zählen. Ohne diese geht es nicht, denn es wird kritische Stimmen geben.
4. Geben Sie dem Marketingleiter HR KPIs
Echt jetzt? Ja! Durchbrechen Sie das Silo-Denken. Nicht nur in diesen Belangen natürlich. Aber darum geht es hier nicht. Hat der Marketingleiter Employer Branding Ziele? Kaum. Die sind ja auch schwierig zu definieren. Aber genug Geld für Produkt- und Absatzkommunikation hat er. Manchmal sogar für Imagewerbung. Er wird dieses Geld zweckgebunden verteidigen, solange er nicht andersartige Ziele erhält. Wie wäre es also, wenn er an Fluktuation gemessen wird (er wird sich dann urplötzlich für Interne Kommunikation, Mitarbeiterzufriedenheit und Unternehmenskultur etc. engagieren), an Cost per Hire (er wird den HR Media-Mix kritischer und mit Interesse verfolgen als sonst…)?
5. Geben Sie dem HR Leiter Marketing KPIs
Uff… noch schwieriger. Bekanntheitsgrad auf dem Kandidatenmarkt? Soll/Ist -Imagevergleich als Arbeitgeber? Studentenumfragen zur Praktika-Beliebtheit bei Ihnen? Ein Versuch wäre es wert. Sorgen Sie für unternehmerisches Denken innerhalb von HR. Mit übergreifender Zielsetzung und gemeinsamen Budgets mit Marketing (oder Unternehmenskommunikation). Mit dem absoluten Willen, für eine eindeutige und nachhaltige Positionierung im Kandidatenmarkt zu sorgen.
Gehen Sie neue Wege, falls Sie es noch nicht tun. Recruiting ist mehr als Stellen ausschreiben, Hochschulmarketing betreiben und Personaldienstleister zu engagieren. Regen Sie zur Reflexion an. Bei sich und allen anderen Beteiligten. Damit Sie für die Zukunft gerüstet sind. Und die fängt heute an…
Damit Sie sich in die richtige Stimmung bringen, hier noch eine kleine Aufmunterung. Sie müssen ja nicht gleich die Welt verändern…
Hallo Michel,
ein wirklich schöner Artikel. Besonders die Punkt 4 & 5 gefallen mir sehr. Es muss wirklich mehr mit KPIs gearbeitet werden, auch damit die Themen Recruiting und Employer Branding so besser in die Sprache der C-Levels übersetzt werden. Ich befürchte nämlich, dass das Top-Management in der Breite und auf Dauer anders nicht ansprechbar ist.
Ich selbst hatte mir vor kurzem im Auftrag HRM-Magazins mal ein paar Gedanken zum Thema Recruitingcontrolling gemacht. Ich sehe da eine Reihe Verbindunglinien. Siehe hier: http://bit.ly/1aQi1Wb
Beste Grüße, Christoph
P.S: Ich glaube, dass Du Deine Leser (vor allem die der im Titel genannten Zielgruppe) noch besser ansprechen kannst, wenn Du statt «Vielleicht ist es nicht bis zu Ihnen durchgedrungen.» einfach mit einer positiven Unterstellung beginnst á la «Vermutlich haben Sie schon Notiz davon genommen…» – nur ne Idee, aber das ist Schreibstilfrage…