Job-label.ch: noch ein Gütesiegel im HR?
Nadine Leuenberger, jobchannel AG
„Um Himmels Willen, noch ein Gütesiegel!“ dachte ich als ich die auffällige Buswerbung kürzlich in der Stadt Zürich sah.
Da muss es sich bestimmt um eine Guerilla-Aktion vom kürzlich in Deutschland (sic!) mit dem Personalmarketing Innovations Award 2013 ausgezeichneten Kollegen Jörg Buckmann handeln oder?
Aber nichts da, weit gefehlt…
Ganz ehrlich: ich halte nicht allzu viel von den existierenden Auszeichnungen. Seien es nun Kununu’s «Open Company» und «Top Company» (übrigens: in der Schweiz erfüllen 140 Firmen beide Anforderungen), Universum’s «Most Attractive Employers 2014» (bei Studenten) bis hin zu den kürzlich verliehenen Best-Recruiter Auszeichungen. Sie mögen alle ihre Rechtfertigung haben. Die methodischen Vorgehensweisen mögen von dürftig bis wertig reichen. Erklärungsbedürftig bleiben sie trotzdem. Hauptsache, Firmen und ihre Vertreter aus HR können sich mit einem Label schmücken. Und Auszeichnende verdienen noch etwas Geld damit. Nun, solange sie Arbeitgebern Ansporn sind, sich effektiv Gedanken zu machen, wie sie sich verbessern können, rechtfertigen sie ihren Zweck.
Aber zurück zum Job-Label: irgendwie kommt es als das daher, nach dem es klingt. Ein Label. Dieses dominiert auch das Design der Webseite. Schaut man sich das etwas näher an, merkt man schnell, dass da weit mehr dahinter steckt. Nämlich eine geschickt aufgezogene Aktion der jobchannel AG, ihre zahlreichen neuen vertikalen Jobbörsen zu vermarkten. Und hinter der jobchannel AG wiederum stecken die altbekannten Branchenexperten von x28, die mit jobagent.ch, Silp (Bericht hier im Interview) und ihrer semantischen Suchtechnologie (eingesetzt bei jobs.ch) ihre Finger schon in diversen HR-Online-Innovationen haben.
Zeit für ein klärendes Gespräch. Ich spreche dazu mit Nadine Leuenberger von jobchannel AG.
1. Nadine, ihr sagt auf job-label.ch selber, dass es mehre hundert Jobplattformen gibt. Weshalb lanciert ihr gleich selber nochmals 30(!) zusätzliche?
Wir unterscheiden uns im Wesentlichen von den übrigen Jobplattformen oder kennst du bereits Nischen Job-Portale welche den 100%igen Schweizer Stellenmarkt gespidert abbilden. Wir kannten es nicht, daher wurde job-label geschaffen. Hier sind ALLE Vakanzen auf Fachkräfte-spezifischen Websites abgebildet.
2. Vertikalisierung in Nischen mit grossem Mangel an Talenten macht grundsätzlich Sinn. Wie wollt ihr euch von den bestehenden differenzieren? Es gibt doch diverse, die bereits ziemlich erfolgreich unterwegs sind? Auch jobs.ch hat das vor ein paar Jahren schon versucht.
Zum einen differenzieren sich unsere Job-Plattformen dadurch, dass wir ALLE Stellen anzeigen, weil wir sie spidern und der Kunde sie nicht mühsam und gegen Bezahlung publizieren muss. Zum anderen verstehen wir unter Vertikalisierung nicht eine Bündelung von ähnlichen Jobs (z.B. Medizin-Jobs oder IT-Jobs), sondern eine zielgruppen(trenn)scharfe Ansprache: Der Java-Entwickler sucht Java-Stellen – und nicht irgendwelche IT-Jobs!
3. Die in den Segmenten gefundenen Jobs sind allesamt auch auf jobagent.ch zu finden. Bekanntlich spidert ihr sämtliche Karriereseiten der Schweiz bereits erfolgreich und publiziert diese dort. Ist job-label.ch also nur ein Marketinggag, zusätzliches Geld mit dem selben Inhalt zu verdienen?
Jobagent.ch ist eine ideale Plattform für Menschen, die ihre Jobsuche breiter gestalten, die offen sind für unterschiedliche berufliche Angebote. Die Plattformen unter job-label.ch sprechen ausgewählte Fachkräfte direkt an bzw. holen diese gezielt ab. Studien zeigen, dass sich Stellensuchende auf für sie spezialisierten Portalen besser aufgehoben fühlen als auf generellen Massen-Portalen.
4. Die einzelnen Spartenseiten sind sehr wertig aufgezogen. Selbst relevanter Content wurde mit einbezogen (ein cleverer SEO-Schachzug!). Wie wollt ihr Jobsuchende überzeugen, die neuen Portale regelmässig zu frequentieren?
Die Einfachheit und Transparenz unserer Portale spricht für sich, der Kandidat braucht nicht x-mal unsere Portale zu durchforsten, er wird bereits beim ersten Mal klar angesprochen und findet, was er sucht. Wir positionieren uns über die Qualität der Bewerber und nicht die Quantität. Ein weiteres Argument ist die Zeitersparnis für Stellensuchende sowie die Möglichkeit des CV-Uploads. Hier nehmen wir dem Bewerber die Stellensuche ab.
5. Und weshalb sollen Unternehmen ihren Recruiting-Mix mit job-label.ch anreichern? Wir wissen alle, wie schwer sich HR-Abteilungen mit Veränderungen in ihrem Mediaspend tun…
Qualität steht vor Quantität! Dies ist für uns wichtig. Eigentlich ist es ganz einfach: Wenn du einen BMW kaufen willst, gehst du zum BWM-Spezialisten…. So ist es auch mit unseren Plattformen für Fachkräfte. Ganz nach dem Motto: Weniger ist mehr, dafür zielgerichtet! Durch die gezielte Fachkräfte–Ansprache ist der Streuverlust bei 0% und die Qualität der Bewerber signifikant höher.
6. Braucht es tatsächlich noch eine weitere Möglichkeit für Kandidaten, ihren Lebenslauf hochzuladen? Ich weiss bald selber nicht mehr, wo mein eigener überall verfügbar ist… (selbstverständlich nur zu Marktsondierungszwecken) 😉
Auch hier haben wir einen differenzierten Ansatz. Wir arbeiten mit Personaldienstleistern zusammen. Diese wurden eigens durch uns geprüft und evaluiert. Pro Fachkräfte-Plattform haben wir uns auf wenige aber die richtigen Partner fokussiert. Dadurch haben Kandidaten nicht nur Zugang auf alle offenen Stellen, sondern darüber hinaus auch noch auf den verdeckten Arbeitsmarkt.
7. Mir ist aufgefallen, dass einzelne Sparten-Portale die Möglichkeit zum CV-Upload anbieten (z.Bsp. versicherungsjobs-schweiz.ch). Jedoch nicht alle. Was waren die Überlegungen dazu?
Stimmt, wir haben heute noch nicht für alle Portale die richtigen Partner gefunden. Die Evaluation der Personaldienstleister und die Qualität ist uns hier sehr wichtig. Du siehst auch hier geht einmal mehr Qualität über Quantität.
Ich werde die Entwicklung von job-label.ch interessiert verfolgen und wünsche euch bestes Gelingen!
Pingback: Job-Label gibt Vollgas | job-label.ch Blog
Lieber Michel, vielen Dank für den schönen Artikel. Interessant. Ich teile Deine Meinung bezüglich der Labels, Gütesiegel und Auszeichnungen weitgehend. Für das in der Schweiz noch wenig bekannt «Best Recruiter» möchte ich doch eine Lanze brechen (auch wenn wir «nur» auf Platz 11 von 500 geschafft haben). Ich habe mir zu einem annehmbaren Preise die vertiefte Analyse geleistet und muss sagen, dass die Analyse der Arbeitsmarktauftrittes, insebesondere der Karriere-Webseite, der Stelleninserate und weiterer (Social Media-) Kanäle wirklich sehr fundiert ist und durch «Blindbewerbungen» abgerundet ist. In unserem Fall haben wir dadurch effektive Ansatzpunkte für Verbesserungen gefunden. Zurück zu Job-Label: Ich glaube, diese vertikalen Jobbörsen können sich durchaus durchsetzen – insbesondere wenn man weiss, dass dahinter echte Profis stehen, die den Arbeitsmarkt nicht erst seit dem letzten Jahr kennen. Ich auf jeden Fall wünsche viel Erfolg.
Gruss
Jörg Buckmann
P.S. Wir haben noch ein paar Busse für gute HR-Werbung freigehalten…
Lieber Jörg
Vielen Dank für dein Feedback und Kommentar. Wenn die Analyse von «Best Recruitiers» tatsächlich sogar Ansporn für Verbesserung ist, dann wurde das Ziel in mehrfacher Hinsicht erreicht: sie kriegen einen Batzen und ihr umsetzbare Verbesserungsvorschläge. Perfekt!
Ich freue mich auf den recruma-Bus in der Stadt Zürich!
LG
Michel